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Made For This? Ich denke nicht.

Fan der 76ers zu sein, ist hart. Und das nicht nur in dieser Saison. Seit der Ankunft von Allen Iverson im Jahr 1996 hängt mein Herz an der Franchise aus Philadelphia, weshalb ich schon das ein oder andere Mal frustriert auf das digitale Endgerät schaute.
Ob nun der Bynum-Trade, der elendig lange Process inkl. einer Saison mit nur 10 Siegen, das Simmons- oder Harden-Drama, „Tobias Harris over me“, Kawhis The Shot oder das Verscherbeln von u.a. Jrue Holiday, Mikal Bridges und Isaiah Joe.
Und on top einen Franchise-Player in Joel Embiid, der mvp-kalibrig dominieren kann, gleichzeitig aber auch polarisiert – wenn er denn spielt. Und genau das ist der entscheidende Punkt! Niko Backspin warf beim aktuellen Triple-Double-Podcast mit Dré Voigt eine Zahl in den Raum, die zum Nachdenken anregt: Nur 52% der möglichen Spiele stand Joel Embiid auf dem Feld. Und selbst bei denen war er nicht immer vollkommen gesund bzw. fit.

Nichts, was neu ist oder überrascht. Nur warum gaben ihm die 76ers die lukrative Vertragsverlängerung für drei weitere Jahre und $193 Millionen? Weil er eben einer der besten Center der Liga ist – offensiv wie defensiv. Wenn er denn spielt, genau.

Und in dem Vertrauen darauf, dass er gesund bleiben kann, richtete die Franchise im letzten Jahr alles auf die vergangene Offseason rund um Embiid und Tyrese Maxey aus – zwei Premium-Spieler, um die herum mit massig Capspace ein potenzieller Contender aufgebaut werden sollte. Was auch gelang. Neben elitären Rollenspielern und guten Rookies verpflichteten Daryl Morey & Co. noch Paul George maximal für vier Jahre und $211 Millionen – ein Risiko, das man angesichts der Tiefe und des Talents im Kader eingehen konnte. Und: Auf dem Papier ein basketballerisch ideal zusammen passendes Trio.

Die Realität? In einem Wert zusammengefasst: 6:32 Minuten. So lange standen alle drei Protagonisten bisher gemeinsam auf dem Feld. Und es wird noch dauern, bis es wieder dazu kommt. Denn Joel Embiid wird weiterhin fehlen. Mal wieder. Und das Team um Maxey, Rookie-Hoffnung Jared McCain und Top-Ergänzung Guerschon Yabusele kämpft sich wacker durch die Liga, während Embiid eher offcourt von sich Reden macht, Paul George ebenfalls wieder verletzt fehlt und Interna aus einem Team-Meeting an die Öffentlichkeit gelangen.

„Made For This“? Dabei hatte das PR-Team sicherlich anderes im Kopf. Aktuell stehen die 76ers auf dem vorletzten Tabellenplatz (3-14) im recht schlechten Osten. Heißt: Mit einem Lauf und etwas Konstanz wäre das PlayIn oder gar eine direkte Qualifikation für die Playoffs nicht unmöglich. Nur was dann?
Für diesen Lauf bräuchte es mindestens einen der beiden Alt-Stars. Nur dann wäre dieser ggf. zu den Playoffs wieder nicht fit. Oder beide schleppen sich mit halber Kraft durch die Saison, um das Team irgendwie in die Postseason zu tragen, um dort maximal Runde zwei zu erreichen. Kennt man.

Das große Fragezeichen bei all dem bleibt der Gesundheitszustand von Joel Embiid. Sein linkes Knie behinderte ihn schon vergangene Saison und schwillt nun wieder regelmäßig an. Zudem wirkt er nicht austrainiert, was bei seinen wenigen Einsätzen sehr offensichtlich war.

In der 76ers-Bubble bestehend aus Fans und Beatwriter mehren sich die Rufe nach einem Shut-Down von Embiid und ich muss gestehen, dass ich den Gedanken langsam nicht mehr abwegig finde. Natürlich weiß jeder, was damit gemeint ist: Verlieren und die kommende Draft-Class in den Blick nehmen. Riskant, denn der Pick ist nur von 1-6 geschützt und wandert mit Pech nach Oklahoma.
Trotzdem bin ich mittlerweile dafür, um das beste aus dem dann doch eingetretenen Worst-Case zu machen – vom potenziellen Contender zum Lottery-Team:

Am Ende bekommen die 76ers bestenfalls einen hohen Pick in der sehr guten Draft-Class, ziehen einen NBA-fertigen Rookie und gehen mit ihm, einem gereiften sowie zusammengewachsenen Kern und vor allem einen rundum erneuerten Joel Embiid, der dann nicht mehr die ganz große Last tragen muss, in die Saison 2025/26. Auch, weil es dann bereits das Team von Tyrese „The Franchise“ Maxey ist.

Das wäre nach der schon jetzt verkorksten Saison doch mal ein Best-Case, den sich jeder Fan in dieser sportverrückten Stadt wünscht.
Fakt ist: Nun stehen Partien gegen die Pistons, Hornets (2x), Magic (2x) und Bulls an bevor es nach Cleveland geht. Springen dabei nicht mindestens vier Siege heraus, sollte man endgültig einen Haken hinter den ursprünglichen Saison-Zielen machen und über den kommenden Sommer nachdenken.


Titelfoto: „Wells Fargo Center in Philadelphia“ © Marcel Eggstein

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