Mitte Februar habe ich unter dem Titel „Philadelphia und ich“ mein Faible für die Stadt erklärt und gleichzeitig berichtet, dass ich sie mir im Herbst endlich persönlich anschauen werde. Und ja, natürlich inklusive NBA-Basketball live in der Halle.
Nun war es soweit: Vom 26.10. – 03.11.2024 war ich in Philadelphia und was soll ich sagen? Die Stadt hat mich nicht enttäuscht.


Untergekommen in einer Wohnung in South Philly – konkret Bella Vista – hatte ich tatsächlich Glück mit dem Viertel wie auch mit der Straße selbst. Alles wirkte familiär, entspannt und sicher. Spannend ist, dass sich dieses Bild beim Überqueren einer größeren Straße schnell ändern kann.
Generell kann man sich in der vergleichsweise kleinen Stadt aber überwiegend frei und sicher bewegen. Ein Thema, das natürlich beschäftigt. Vor allem, wenn man die Nachrichten verfolgt. Und ja: Es gibt auch Stadtteile, die ich bewusst gemieden habe.
Entweder bin ich zu Fuß losgezogen oder habe den Bus genommen, der vor meiner Tür hielt. Hierfür nutzte ich die SEPTA-Card – eine Fahrkarte, die man mit Guthaben versehen und dann bequem nutzen kann. Für $2.00 fährt man dann zwei Stunden mit Bus, U-Bahn oder Regionalbahn und darf dabei einmal umsteigen. Reicht vollkommen.
So war es kein Problem, all die Sehenswürdigkeiten abzuklappern – ob die Independance Hall sowie die Liberty Bell, den Reading Terminal Market, das Museum of Art inkl. der Rocky Steps, die City Hall, das Eastern State Gefängnis, das Museum der Amerikanischen Revolution, die Magic Gardens oder den vom Prinz-von-Bel-Air-Intro bekannten Roberto Clemente Park…um nur einige zu nennen. Die Stadt bietet unfassbar viel.
Durch eine neue Stadt zu laufen lässt einen wesentlich mehr entdecken, als wenn man nur von A nach B fährt – womit auch immer. So entdeckte ich charmante Cafés, coole Läden, schöne Parks inklusive netter Menschen und überall sehenswerte Wandgemälde. Etwas, wofür Philadelphia ebenfalls bekannt ist.
Ansonsten hieß es: Auf dem Italien Market um die Ecke oder im ACME einzukaufen und etwas Alltag vor Ort zu genießen, wozu eben auch NBA-Basketball zur besten Sendezeit gehört. Etwas, woran man sich gewöhnen könnte: Nach Hause kommen, Abendbrot machen und beim Essen die Live-Spiele gucken.
Getoppt wird das natürlich nur von NBA-Basketball direkt in der Halle. Ich hatte Glück: Der Spielplan – lange nach dem Buchen der Flüge veröffentlicht – war auf meiner Seite und so konnte ich zwei Spiele im Wells Fargo Center erleben.
Die Tickets habe ich kurz nach Bekanntgabe des Spielplans über Ticketmaster bezogen, konnte vor Ort aber nicht die App installieren, wodurch ich nicht an die Tickets kam. Das war allerdings kein Problem: Im Boxoffice an der Halle zeigte ich die Rechnung und bekam das Ticket – mal als Code via SMS und mal als ausgedruckte Karte.
Schon vor der Halle war klar: Das hier ist anders als in Europa – hier wird Sportkultur gelebt. Hier ist alles größer, mehr, lauter und intensiver. Und ja, auch der Basketball wirkt live in der Halle nochmal schneller, athletischer und elektrisierender. Und die Sixers-Fans? Die sind wirklich speziell, wie André Voigt im Fragenpod auch nochmal betonte (ab Minute 55:52).
Gegen die Pistons waren die Tickets wesentlich günstiger als gegen die Grizzlies, sodass ich dort recht gute Plätze hatte und den ein oder anderen Profi gut wahrnehmen konnte. Grundsätzlich sieht man aber von fast überall gut. Wichtig dabei: Warm anziehen, denn die Klimaanlage ist nicht ohne. Zumindest nicht im Wells Fargo Center. Und: Vorher essen, wenn man sparen möchte.
Dass weder Joel Embiid noch Paul George spielten bzw. beide Spiele verloren wurden, fand ich nicht schlimm – mir ging es darum, endlich mal ein NBA-Spiel und vor allem die 76ers live zu sehen. Und insgesamt darum, einmal die Atmosphäre in Philadelphia aufzusaugen – die Stadt kennen zu lernen, für die ich ein Faible entwickelt habe.
Dabei war es eine besondere Zeit: Die US-Wahlen standen vor der Tür, Halloween wurde gefeiert und die Eagles gewannen endlich wieder. Ohnehin wurde mir schnell klar, wer die #1 in dieser sportverrückten Stadt ist. Eine Stadt, die für US-Verhältnisse wie eine linke Blase wirkt, gleichzeitig aber auch die typischen Ecken und Kanten hat: Seien es die vielen Obdachlosen in Center City, die Drogenprobleme, der Müll und das gewöhnungsbedürftige Thema Sicherheit an nahezu jeder Ecke inklusive der morgendlichen Meldungen im Frühstücksfernsehen.
Abschließend bleibt zu sagen: Die 76ers bleiben sowieso mein Team, so schwer es mitunter auch ist – und Philadelphia entsprach meinen Vorstellungen wohl mehr als ich glauben konnte. So kam mir vieles vertraut vor und ich fühlte mich in diesen Tagen nicht fremd in Philly: Coole Stadt, nette Menschen, ein angenehmes Miteinander und das Gefühl von Einigkeit in der Stadt, die größtenteils so ganz anders ist, als was man gemeinhin von den USA denken könnte. Vor allem jetzt, nach der Wahl.
Aber auch dabei sollte klar sein: Die USA sind nicht pauschal fragwürdig. Wer also eine gewisse Neugier auf das Land, die Zeit und das nötige Kleingeld hat, dem empfehle ich ein Trip. Gerade als NBA-Fan etwas besonderes. Und dafür braucht es eigentlich keine organisierte Reise: Flüge mit etwas Flexibilität buchen, eine gut gelegene Unterkunft über booking.com oder airbnb reservieren, ESTA (Visum) sowie eine Auslandsversicherung klären, eine SIM-Karte organisieren und NBA-Tickets zum Beispiel über Ticketmaster kaufen – und ab die Post.
Nachklapp: Witzigerweise hat der Podcast „UK Phillies“ kurz nach meiner Rückkehr eine Liebeserklärung an Philadelphia veröffentlicht, die genau in der Zeit gedreht wurde, als ich dort war – top Ergänzung zu den Fotos:
Fotos: © Marcel Eggstein
































































































































































Eine Antwort zu “Philadelphia und ich? Yup, passt!”
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