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Die NBA im FreeTV? Mein naiver Wunschzettel

Die NBA im deutschen FreeTV? Als das Anfang Oktober 2023 durchsickerte und einige Wochen später schließlich auch von den Protagonisten selbst verkündet wurde, war die Freude groß. Zu der gesellten sich aber auch einige Fragezeichen: Wer kommentiert, wie wird es aufbereitet, wird es ein Studio geben und wie wird all das zusammen aussehen?
Als feststand, dass ehemalige Basketball-Profis und bekannte Moderatoren an Bord sind, stieg die Vorfreude auf die ersten Übertragungen. So groß die war, so schnell kehrte auch Ernüchterung ein. Dabei hieß es vielerorts: Es braucht Zeit. Und die hat man dem Team gegeben. Vorerst.

Nach einigen Wochen wurde in der deutschen Basketball-Community bereits überlegt, was man anders machen könne:

Auch während der Live-Übertragungen gab es aus der Community ab und zu Hinweise, die vom ranNBA-Team aufgegriffen wurden – wie mein Post, in dem ich mal darauf hingewiesen habe, dass der Spurs-Übungsleiter keine ganz unwichtige NBA-Persönlichkeit ist.

Immer seltener wählte ich mit Zeit ProSieben MAXX oder ran.de – und die paar Male habe ich nicht bis zum Ende geschaut, da mich die Begleitung der Spiele überhaupt nicht abholte. Aber das mag auch Geschmackssache sein.
Mir war es zu viel Klamauk, zu oberflächlich und tatsächlich auch zu fehlerhaft – kurzum: Es wirkte auf mich lieblos und unseriös. Nun kam beim Premium-Spiel (Denver vs. Dallas) zur Prime-Time am vergangenen Sonntag der „Shit Take der Woche“ sowie ein gravierender Fehler in der Moderation oben drauf, sodass mir der Glauben an Besserung abhanden gekommen ist.

Was fehlt mir? Was würde ich mir wünschen? Was würde ich anders machen?

Für die Antwort verweise ich erst einmal auf den Wunsch von Christoph ‚Icke‘ Dommisch, den der Moderator und langjährige NBA-Fan im hörenswerten Sidelines-Podcast Mitte November (Episode 82) selbst formuliert hat: Er wolle beide erreichen – die Basketball-Heads genauso, wie die neuen Zuschauer.
Das sehe ich ähnlich. Dabei geht es m.E. nicht darum, die Kenner als Zuschauer zu gewinnen – wohl aber als Multiplikatoren.
Denn gewinne ich die Basketball-Community, wirbt sie gern und intensiver für das Produkt, wodurch sportinteressierte Zuschauer eher mal einschalten. Denn wenn die NBA-Fans das sogar abnicken, muss das gut sein. Aktuell beobachte ich aber eher das Gegenteil. Leider.

Wie sähe also ein Format aus, das ich feiern würde und von dem ich denke, damit könne man beide Gruppen gewinnen? Hier mein naiver Wunschzettel:

Seriösität
Fehler passieren, keine Frage. Kommen die aber regelmäßig vor, leidet das Produkt und es wirkt oberflächlich. Ich wünsche mir eine seriöse Vorbereitung, was die gezeigten Mannschaften inklusive der Spieler betrifft – korrekte Aussprache der Namen und Einordnung der aktuellen Leistungen.
Es steht und fällt dabei mit den Persönlichkeiten am Mikro – gerade bei einer Live-Sendung. Dazu kann ich der Argumentation von ‚Icke‘ aus dem Podcast folgen, dass neue und frische Gesichter, mit denen man gemeinsam in die Sendung wächst, funktionieren kann. Man sollte sich aber auch irgendwann eingestehen, wenn es vereinzelt mal nicht funktioniert.

Zahlen und Fakten
Niemand braucht in solch einem Format Advanced-Stats – nach dem Spiel das Gesehene aber mal in Zahlen zusammenzufassen und kurz darauf einzugehen, gehört für mich zur Sportberichterstattung dazu. Auch während des Spiels gibt es zahlreiche Möglichkeiten, mit Zahlen um sich zu schmeißen und die sportlich einzuordnen.
Wirkliche NBA-Fans lieben Statistiken. Und auch Casuals sind dem sicherlich nicht abgeneigt. Zumal die Zuschauer auch gefordert werden dürfen. Oftmals habe ich den Eindruck, dass Fernsehen seine Konsumenten unterschätzt.

Storytelling und Identifikation
Die NBA ist voller Geschichten, sie produziert Anekdoten am laufenden Band und die Spieler sowie Trainer sind überwiegend öffentlich präsente Persönlichkeiten. Auch die Protagonisten aus den Führungsetagen sind Teil der NBA-Familie, die zudem vergleichsweise klein ist – der Kosmos lässt sich auch mit Blick in die Vergangenheit gut greifen. Dadurch lassen sich dem Zuschauer historische Zusammenhänge wie Rivalitäten, besondere Spielerwechsel oder auch spezielle Verbindungen gut näherbringen.
In Kombination mit kurzen, ergänzenden Informationen zu den Städten der gezeigten Teams ermöglicht es die Begleitung der Spiele dem ein oder anderen Zuschauer, ein Team oder Spieler cool zu finden und weiter zu verfolgen.

Klamauk und Gaudi
Der Spaß darf nicht fehlen und es überträgt sich natürlich auf die Zuschauer, wenn die Studio-Crew gute Laune hat. Auch vereinzelte Aktionen, wie das Darstellen der Wemby-Spannweite, lockern das Geschehen auf.
Ein Drüber in der Moderation schreckt mich persönlich aber ab – zieht für mich diesen tollen Sport ins Lächerliche. Basketball und die NBA an sich bieten m.E. genügend Spektakel.

Trennung von Magazin und Live-Spielen
Sinnvoll fände ich, das Magazin am Wochenende losgelöst vom Spiel zu senden – bestenfalls am Nachmittag oder frühen Abend als festen Sendeplatz. Hier können die News der Woche, Tabellenstände, Highlights der Woche und konkrete Themen (Trades, Vertragsverlängerungen, Trainerentlassungen, Verletzungen) präsentiert werden. Gern auch mit Gästen aka Experten (zugeschaltet) aus der Community, die so ihre Follower mitbringen können.
Im Vorfeld der Live-Spiele sollte der Fokus auf den gezeigten Teams liegen – und auch danach, inklusive Nachbereitung mit statistischer Einordnung des gezeigten.

Basketball als Thema für den Sender
Mit „The Last Dance“ hat der Sender einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht – ein zweiter folgte meines Wissens nicht. Dabei gibt es unzählige, gute Filme rund um das orangene Leder. Von den Dokumentationen ganz zu schweigen (Filmempfehlungen).
Warum also nicht wöchentlich zusätzlich einen Film bzw. eine Dokumentation zeigen und so Basketball präsenter machen – und sich dadurch im Land des Weltmeisters by the way als Sender des Basketballs hervortun.


Am Ende müssen sich die Verantwortlichen ehrlich fragen: Machen wir es richtig oder lassen wir es? Denn aktuell wirkt es halbgar, lieblos, oberflächlich und wenig nachhaltig. Was wirklich schade ist, denn die Chance ist da: Basketball ist beliebt, die NBA ist ein handreichendes Premium-Produkt und engagierte Multiplikatoren durch die stabile Basketball-Community existieren ebenfalls.

Wie so oft wird es eine ökonomische Abwägung sein: Da spielt es keine Rolle, wie sich einzelne oder auch die Basketball-Community die mediale Aufbereitung ihres Sports im FreeTV vorstellen. Zumal die wenigsten die Mechanismen hinter den TV-Kulissen kennen. Ich definitiv nicht. Daher bleibt das hier wohl eine Wunschvorstellung.

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