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Der Deadline-Day der 76ers: Trades mit Perspektive

Der Deadline-Day ist nun schon einige Tage her und die erste Frustration verflogen. Zeit, um mit etwas Abstand auf das zu schauen, was Daryl Morey am letzten Donnerstag mit den Philadelphia 76ers gemacht hat.

Insgesamt verhandelte er die weitere sportliche Zukunft von sieben Spielern und es wechselten zudem mehrere Zweitrundenpicks den Besitzer.
Kurz zusammengefasst darf Nick Nurse die Guards Buddy Hield (31) und Cameron Payne (29) in Philadelphia begrüßen, während Furkan Korkmaz (26), Marcus Morris Sr. (34), Danuel House Jr. (30), Patrick Beverley (35) und Jaden Springer (21) das Team verließen.

Die Neuzugänge adressieren tatsächlich zwei konkrete Schwächen der Mannschaft: Shooting und Playmaking von der Bank. Ersteres bringt Buddy Hield auf elitärem Level, was Volumen und Quote anbelangt.
Bereits die ersten beiden Spiele im Sixers-Trikot sahen vielversprechend aus: Bei den Pacers noch von der Bank kommend legte er als Starter in durchschnittlich 38 Minuten starke 21.5 Punkte auf und traf dabei 38.1% seiner 10.5 Dreierversuche. Neben dem Scoring lieferte er auch sekundäres Playmaking (6.0 Assists), sodass er sich perspektivisch gut einfügen dürfte.
Auch Cameron Payne ist gerade offensiv ein Upgrade zu Patrick Beverley, was sich auch in den ersten beiden Partien zeigte: Durchschnittlich 13 Punkte und 6 Assists (28.5 Minuten).

Die Abgänge sind aus basketballerischer Sicht absolut verschmerzbar. Was dem Team allerdings nun abgeht, sind die s.g. Dawgs – mit Beverley, Morris Sr., House Jr. und Springer fehlen auf einem Schlag vier Spieler, die teilweise hart verteidigen konnten und immer Vollgas gegeben haben.

Fazit

Im Ergebnis kam Daryl Morey seinem oft kolportierten Ziel näher, im Sommer maximalen Capspace sowie weitere Assets in Form von Picks zu haben, um das Team um Joel Embiid und Tyrese Maxey neu aufzustellen (die 76ers auf spotrac.com). Denn neben diesen beiden steht dann nur noch Paul Reed (24) unter Vertrag. Zudem sparte er mit dem House Jr.-Dump Besitzer Josh Harris ca. $18 Millionen Luxussteuer.

Auch wenn der Wunsch vieler da war, das Team jetzt um einen Joel Embiid (29) in MVP-Form und Co-Star Tyrese Maxey (23) zu verbessern, waren die Trades rückblickend betrachtet richtig. Vor allem nach der Verletzung und dem langen Fehlen vom Big Fella.
Selbst das „Verschenken“ von Jaden Springer brachte Morey damit auf den Punkt, dass der erhaltene Zweitrundenpick bei zukünftigen Trades wertvoller sei, als die Minuten, die er dem Team geben könne. Das klingt hart, spiegelt aber die Rationalität des Geschäfts wider. Fraglich bleibt, ob ein ähnlicher Trade nicht auch im Sommer möglich gewesen wäre und man ihn bis dahin weiter hätte evaluieren können. Denn talentiert ist Springer zweifelsohne, vor allem defensiv.

Und trotz des konsequenten Blickes nach vorn ist die Mannschaft durch die Trades nicht schlechter geworden. Im Gegenteil: Hield bringt wie erwähnt das notwendige Shooting.
Zudem ergaben sich drei offene Kaderplätze, sodass der Buyout-Markt äußerst interessant wird. Mit Kyle Lowry (37) steht bereits ein Zugang fest. Für $2.8 Millionen (MLE) schließt sich der Local-Hero dem Team seines alten Trainers an.
Bleiben zwei offene Planstellen und m.E. ist es nicht ausgeschlossen, dass Morris Sr. wieder zurück kehrt. Der wie Lowry ebenfalls in Philadelphia geborene und aufgewachsene Veteran wurde von den Spurs vor kurzem entlassen und würde weiterhin gut ins Team passen. Allerdings sind auch die Timberwolves an ihm interessiert.
Ricky Council IV wäre ein Kandidat für den letzten offenen Platz im Kader. Der TwoWay-Player zeigt aktuell gute Leistungen in Abwesenheit zahlreicher Profis und könnte sich so mit einem regulären NBA-Vertrag bis Ende der Saison belohnen.
Aber auch Danilo Galinari (35) wäre eine interessante Option. Der wurde von den Detroit Pistons entlassen und ist nun frei verfügbar.

Fügen sich die Neuzugänge optimal ein und kehrt Joel Embiid rechtzeitig sowie vollends genesen von seiner Meniskusverletzung zurück, sind die 76ers durchaus ein Team, das in den Playoffs überraschen kann. Voraussetzung ist, dass sie diese auch ohne ihren Star-Center erreichen.

Ausblick

Blickt man über die Saison hinaus, ergeben sich zahlreiche Fragezeichen, sodass die Trades der letzten Woche eigentlich erst abschließend bewertet werden können, wenn das Team für die kommende Saison steht.
Was Morey mit dem Capspace vor hat, bleibt vorerst sein Geheimnis. Auch, ob er Buddy Hield über die Saison hinaus behalten möchte. Denn auch sein Arbeitspapier läuft aus und eine weitere Anstellung des Edelschützen wird sicherlich nicht günstig
Fakt ist: Viele, hochkarätige Free-Agents gibt es im Sommer nicht. Daher muss er via Trades weitere Topspieler verpflichten, wobei ihm die gesammelten Picks sicherlich helfen können.

Und mal ganz außerhalb der Norm gedacht kann ich mir mittlerweile auch einen Embiid-Trade vorstellen, wenn dadurch ein junges, vielversprechendes Team entsteht – mit Tyrese Maxey als neuem Franchiseplayer. Fei nach dem Motto „einen Schritt zurück, um zwei voran zu kommen.“

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