So lief’s bisher
Das Team von Nick Nurse startete mit einer Bilanz von 5-1 in die Saison, ehe es in Chicago und Cleveland zwei Niederlagen in Folge setzte. Teilweise waren die Siege von wilden Comebacks garniert – die waren aus Gründen auch erforderlich, dazu aber später mehr.
Fakt ist: Das Team und vor allem der junge Backcourt macht richtig Spaß. So feierte VJ Edgecombe ein Premium-Debüt und begeisterte seitdem nicht nur Fans der 76ers.
Aktuell stehen die 76ers bei 7-5 und konnten bisher gegen kein Team mit positiver Bilanz gewinnen. Die letzten beiden Niederlagen gab es gegen frittenfett-heiße Pistons, die nach neun Siegen in Folge mit 11-2 von der Tabellenspitze grüßen.
Die in der Kurz-Preview erwähnten Fragen rund um Joel Embiid und der Spielweise beantworteten sich aber, wie erhofft: Der Center wird dosiert eingesetzt – in sechs Partien mit durchschnittlich 23.3 Minuten – und das Team spielt einen schnellen, variablen Basketball, bei dem es für jeden einen Gameplan zu geben scheint.
Der Star des Teams
Ohne Frage Tyrese Maxey! Der 25-Jährige packt das Team auf seine breiten Schultern, nimmt ligaweit die meisten Würfe (23.3) und legt mit 32.0 Punkten, 7.8 Assists, 5.1 Rebounds und 1.4 Steals pro Partie MVP-würdige Zahlen auf – gäbe es den großen Serben, versierten Kanadier, langen Franzosen und dominierenden Slowenen nicht.
Dass Maxey 41.8% seiner 9.2 Dreierversuche und 88.4% seiner 7.9 Freiwürfe pro Partie trifft, rundet das Label „Star des Teams“ ab. Dabei ist letzteres absoluter Karrierebestwert und zeigt, dass er aggressiver den Korb attackiert und nur schwer zu stoppen ist.
Überraschungen
Die Tiefe des Teams, denn gleich fünf Spieler legen mehr als 15 Punkte pro Spiel auf: Neben Maxey und Embiid (19.7) noch Edgecombe (15.6), Quentin Grimes (16.6) und Kelly Oubre Jr. (16.8). Letzterer kann ebenfalls als Überraschung genannt werden. Der ehemals als ineffizienter Scorer durch die Liga gereichte Forward etabliert sich als immens wichtiger Glue-Guy im Sixers-Jersey, der regelmäßig die Topscorer des Gegners verteidigt und offensiv vor allem am Ring hochprozentig agiert. Leider verletzte er sich im letzten Spiel („hyperextended Knee“) und es ist offen, wie lange er ausfallen wird.
Als letzte Überraschung muss die Anzahl der Blocks erwähnt werden, denn die 76ers führen die Liga in dieser Kategorie mit 6.7 pro Partie an. Grüße gehen raus an Adem Bona (1.7)!
Sorgenkinder
Das dritte Viertel. Vor dem Spiel in Detroit, bei dem endlich mal ein gutes drittes Viertel (36:25) auf’s Parkett gebracht wurde, hatten die 76ers das mit Abstand schlechteste Net-Rating in diesem Spielabschnitt (-10.6). Noch immer befinden sie sich hier am Tabellenende mit 7.8 (NBA Stats). Auch das erklärt, weshalb mitunter derbe Comebacks erforderlich waren. Andersherum spricht das auch für die Resilienz des Teams.
Das zweite Sorgenkind ist das Minutenmanagement. So gut und wichtig Maxey für das Team ist, so viele Minuten muss er auch gehen. Mit 40.3 Minuten pro Spiel führt er die Liga in dieser Kategorie an – nicht erstrebenswert. Auch Rookie Edgecombe ist mit 37.3 gut dabei. Bestenfalls entspannt sich die Situation, wenn Jared McCain zurück ist.
Der blieb in drei Partien punktlos und darf nun bei den Delaware Blue Coats in der G-League Selbstvertrauen und ausreichend Spielminuten ohne Druck sammeln.
Ausblick
Es stehen ein paar Tage Pause an, ehe die Clippers in South Philly zu Gast sind. Bis dahin können die Fragen rund um Embiid (Knieschmerzen), Oubre Jr. und auch Paul George beantwortet werden – denn der soll kurz vor seinem Saison-Debüt stehen. Auch bei ihm bleibt die Hoffnung, dass er dosiert und als Teil des Teams, nicht als Star eingesetzt wird.
Grundsätzlich ist ein „weiter so“ der richtige Weg. Denn die 76ers haben es geschafft, sich von der Embiid-Fokussierung zu lösen und spielen einen attraktiven Basketball. So kann man festhalten: Die 76ers haben eine neue Identität. Eine, die Spaß macht. Was fehlt: Ein Sieg gegen eines der Top-Teams.
Titelbild: © Marcel Eggstein
