…von Sebastian (Bluesky)
Rückblick
Good times in Minnesota! Die Franchise aus dem hohen Norden befindet sich gegenwärtig in der erfolgreichsten Phase ihrer (nicht sehr glorreichen) 37-jährigen NBA-Geschichte. Nach einer eher erratischen Regular-Season 2024/25, die die Wölfe „nur“ als sechstbestes Team im Westen beendete, konnte das Team um Superstar Anthony Edwards wie im Jahr zuvor erneut in das Finale der Western-Conference einziehen. Dort wurden dem Team allerdings vom späteren Champion OKC Thunder deutlich die eigenen Leistungsgrenzen aufgezeigt. Es fehlte offensiv an ausreichenden „Rezepten“, um die beste Defensive der Liga unter Druck zu setzen.
Offseason
Der Fokus in der Offseason der Wolves lag auf den Vertragsverhandlungen mit wichtigen Rotationsspielern. Die Bigs Julius Randle und Naz Reid konnten mit neuen Verträgen ausgestattet werden. Combo-Guard Nickeil Alexander-Walker (NAW), der eine starke Post-Season spielte, streift hingegen künftig das Trikot der Atlanta Hawks über. Da die Wolves bereits in der vergangenen Spielzeit über dem 2. Apron operierten, war abzusehen, dass nicht alle Leistungsträger gehalten werden können. Mit den Signings von Randle und Reid hat das Team um GM Tim Connelly eindeutig den Schwerpunkt auf die großen Positionen gesetzt, was sich auch im Draft fortsetzte. Mit dem Franzosen Joan Beringer (17. Pick) und dem Australier Rocco Zikarsky (45. Pick) wurden zwei Talente auf den großen Positionen gezogen, die aber erst noch an die NBA herangeführt werden müssen. Beide werden sich in der Big-Men-Rotation weiter hinten einsortieren.
Aber auch auf den Guard-Positionen wurde kürzlich noch nachgebessert: Für kleines Geld kam Free-Agent Nah’Shon „Bones“ Hyland nach Minneapolis.
Schlüsselspieler
Der Kader der Wolves ist um zwei Spieler herum aufgebaut: offensiv um Guard Anthony Edwards und defensiv um Center Rudy Gobert. Letzterer hat eine scheinbar unauffällige Vorsaison absolviert, ist aber noch immer der Spieler mit den höchsten Win-Shares im Kader. Fällt einer von beiden längerfristig aus, müssten sich die Wolves von ihren Contender-Ambitionen wohl verabschieden. Eine weitere Schlüsselposition ist die des zweiten Guards neben Edwards. Durch den schmerzhaften Abgang von NAW und den Umstand, dass Mike Conley Jr. langsam in den Sonnenuntergang seiner Karriere reitet, wird auf der Eins dringend ein Nachfolger gesucht. Rob Dillingham als scorender Leichtbau-Guard und das Energiebündel Terrance Shannon Jr., der sowohl als Guard wie auch als Flügel einsetzbar ist, haben in ihren Rookie-Saisons gute Ansätze gezeigt und werden in der kommenden Saison wohl mehr Spielminuten sehen. Sollten jedoch beide Jungprofis sowie „Zocker“ Hyland nicht zünden, wird es in der Guard-Rotation qualitativ recht dünn.
Blick nach vorn
Während einige Teams im Westen personell aufgerüstet haben, könnte man den relativen Stillstand im Kader der Wolves als Rückschritt interpretieren. Auf der anderen Seite sollte das Team von Coach Finch aufgrund der konstanten Kadersituation jedoch eingespielter in die neue Saison gehen und daraus ihre Vorteile im ultrakompetitiven Westen ziehen können. Randle und DiVincenzo, die letztes Jahr erst zu Beginn des Trainingscamps von den Knicks zum Kader stießen, sollten noch effizienter an der Seite von Edwards agieren können und wenn die Wölfe in der Offensive und der Defensive wie in der Vorsaison wieder zu den 6 besten ligaweit gehören, sollte Homecourt-Advantage in den Playoffs ein realistisches Ziel sein. Der „margin for error“ ist bei den Wolves allerdings recht dünn. Sollte man in den Playoffs früh rausfliegen oder diese gar verpassen, dann wird das Team wohl auseinanderbrechen.

Fazit
Nach zwei Conference-Finalteilnahmen in Folge müssen die Finals konsequenterweise als der nächste Entwicklungsschritt angesehen werden. Angesichts der Offseason-Aktivitäten ist es aktuell allerdings schwer vorstellbar, dass man die Thunder vier Mal in einer kommenden Playoff-Serie schlägt. Da der Kader bereits jetzt zu den teuersten in der Liga gehört, bleibt auch relativ wenig Raum für personelle Veränderungen. Die Mannschaft muss daher aus sich selbst heraus die nächste(n) Stufe(n) erreichen; nur dann kann man von den Finals – oder gar mehr – träumen. Sollten die Wolves jedoch früh ihren eigenen Ansprüchen hinterherlaufen, könnte das Management bereits zur Trade-Deadline dem Team den Stecker ziehen.
