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Die Offseason der…Pelicans

von GrandMa Johnson (Twitter/X: @OldLadyLarry)

Herausforderungen

Die New Orleans Pelicans haben sich unter Head-Coach Willie Green in jeder Saison gesteigert. Er steht nun seit drei Spielzeiten an der Seitenlinie und jedes Mal konnten die Pelicans ihre Siegzahl steigern (36, 42 und 49 Siege). Leider hat das bisher nicht zu viel Erfolg in der Postseason geführt. In allen drei Jahren unter Green waren die Pelicans in der hart umkämpften Western-Conference im PlayIn-Turnier vertreten und schafften es zweimal in die Playoffs. In beiden Fällen endete die Reise jedoch bereits in der ersten Runde. 2021 wurden sie von den Phoenix Suns in einer spannenden Sechs-Spiele-Serie besiegt. In der vergangenen Saison wurden sie vom Primus im Westen, den Oklahoma City Thunder, chancenlos aus den Hallen gefegt. David Griffin kündigte daraufhin „große Veränderungen“ im Kader an.
Der Fokus ist klar: Man hat in Zion Williamson einen Franchise-Spieler, der das Potential besitzt einer der Besten zu sein. Ziel ist es, ein Team um ihn zu bauen, welches seine Fähigkeiten maximiert. Lange galt Brandon Ingram als die hoffnungsvolle Nr.2 doch spätestens seit den letzten Playoffs ist er in Ungnade gefallen. Ein Tausch gegen DeJounte Murray galt als Lösung. Murray kam, doch Ingram blieb. Und mit ihm viele Fragen zum Kader der Pelicans.

Zugänge

Mit DeJounte Murray aus Atlanta bekam man den gewünschten langen Point-Guard, den die Trade-Gerüchte schon seit vielen Monaten vorsahen. Das Paket im Gegenzug bestehend aus Dyson Daniels, Larry Nance Jr., Cody Zeller, E.J. Liddell und zwei Erstrunden-Picks ist angemessen. Murray ist der vielseitige, physisch starke Spielmacher, den sich Coach Green wünschte. Sollte Murray die defensive Einstellung der Spurs-Jahre wieder finden, ist er auf jeden Fall ein perfekter Fit für das Team. Ein deutscher Weltmeister schloss sich in Daniel Theis (zuvor Clippers) den Pelikanen aus Louisiana an. Ein Einjahres-Minimumvertrag von knapp $3 Millionen ist eine vernünftige Entscheidung. Bleibt Theis verletzungsfrei und kann annähernd Zahlen wie bei den Spielen in Paris auflegen (23 Minuten, 8 Punkte und 7 Bretter im Schnitt) ist der defensivstarke Bigman eine Bereicherung für das Team. Das Problem am Spieler Theis ist, dass er momentan als startender Center eingeplant ist. Eine hoch brisante Entscheidung, denn die Tiefe auf seiner Position ist nahezu nicht existent und sehr unerfahren.
Einer der Center-Kandidaten neben Theis ist Rookie Yves Missi von der Baylor Universität. Der 19-jährige Kameruner wurde von den Pelikanen spät in der ersten Runde an Position 21 gezogen. Missi ist ein unglaublich agiler, athletischer und 2.11m großer Rim-Runner mit einem begeisternden Motor. Aber wie jeder 19-jährige Neuling wird er Probleme mit dem Tempo in der NBA haben, zudem mangelt es ihm noch an einem Wurf und Spielübersicht. Auch wenn viele Analysen ihn als klaren Teil der Rotation hinter Theis auf der Centerposition sehen, halte ich das für zu optimistisch und denke er, wird sich die Minuten mit einem anderen Big teilen müssen.

Während der Summer-League und auch schon in der G-League Saison davor machte der Kroate Karlo Matkovic (23 Jahre, gedraftet 2022) auf sich aufmerksam. Sein Spiel wirkt deutlich reifer als das von Missi. Er ist ein Hustler in der Zone, trifft konsistent aus der Mitteldistanz und ein Dreier ist vorhanden. Auch wenn ich nicht in Willie Greens Kopf stecke, besteht eine große Möglichkeit, dass sich Missi und Matkovic die Minuten hinter Theis teilen und die restliche Zeit in der G-League verbringen – eine Perspektive, die ich durchaus positiv sehe.
In den letzten Tagen wurde mit Javonte Green noch ein interessanter Swingman verpflichtet. Der 31-Jährige spielte zuletzt für die Chicago Bulls (26 Minuten, 12 Punkte, 7 Bretter) und bringt vor allem die benötigte Energie und Physis von der Bank, die durch die Abgänge von Marshall und Nance Jr. verloren gegangen ist. Auch wenn er die Zahlen aus der windigen Stadt sicherlich nicht wiederholen kann, wird er wichtige Minuten von der Bank liefern.
Mit Bigman Trey Jemison (Off-Waivers, zuletzt Grizzlies), Spielmacher Antonio Reeves (2024 in der zweiten Runde von den Magic gezogen, dann gegen Picks getauscht) und Flügel Jamal Cain (Two-Way-Contract, zuletzt G-League Birmingham Squadron) verpflichtete man zudem drei Spieler, die eher am hinteren Ende der Rotation in der regulären Saison zu erwarten sind.

Abgänge

Auch wenn die Abgänge auf dem Papier verkraftbar scheinen habe ich das Gefühl, dass viel Seele die Pelicans verlies. Allen voran wird der Abgang von Naji „The Knife“ Marshall schmerzen, der sich als Free-Agent den Dallas Mavericks anschloss. Das Mentalitätsmonster hat unglaubliche Energie und ist ein exzellenter Off-Ball-Attacker, Help-Defender sowie leidenschaftlicher Slasher. Ebenso verlässt die Pelicans im Zuge des Murray-Wechsels Larry Nance Jr., welcher wie Naji für schiere Kraft und Energie von der Bank stand und erfreulicherweise auch den (Ecken-)Distanzwurf gut traf.

NBA: Los Angeles Clippers at New Orleans Pelicans

In der letzten Saison stellten die Pelicans nach Plus/Minus die stärkste Bank der Liga (+11 pro Spiel) vor den Timberwolves und Thunder. Ein Wert, der ohne die wichtigen Bankrollenspieler Naji und Lance kaum zu wiederholen sein wird.
Mit dem Australier Dyson Daniels verlies ein Perspektivspieler das Team nach Atlanta. Der 2.03m große Aufbauspieler zeigte während der olympischen Spiele in Paris bereits sein Können und wird sich in den nächsten Jahren mit Sicherheit zu einem wichtigen Rotationsspieler in der NBA entwickeln. Dennoch ist zu erwarten, dass Daniels‘ Skillset und Minuten sicherlich am einfachsten vom Team kompensiert werden.
Als einziger Starter verließ Jonas Valančiūnas nach drei Jahren das Team. Der Litauer wechselt per Sign&Trade zu den Washington Wizards. Valančiūnas war ein beliebter Spieler in der Kabine und ein wahrer Wühler in der Zone. Sein Rebounding wird sicher vermisst werden aber seine Liebe zum klassischen Postup-Spiel hatte zu häufig die Zone für Zion, Ingram oder Murphy III verstopft und das Spiel der Pelicans unnötig gebremst.

Bewertung und Blick nach vorn

Die Zu- und Abgänge haben die Rotation ordentlich durcheinander gewirbelt. Man sagt, die Anzahl an polyvalenten Flügeln kann nie groß genug sein aber jedes Team hat auch nur eine begrenzte Anzahl von Minuten zur Verfügung. Momentan hat man mit Zion, Ingram, Murphy III und Jones Spieler für zwei Positionen und 96 Minuten, wobei jeder eigentlich 33 Minuten Spielzeit verdient. Die Rechnung geht schlicht nicht auf. Zion – besonders den gesichteten „Slim-Zion“ – für mehr als fünf Minuten je Spiel als Center anzusehen, ist meines Erachtens illusorisch. Ein Center, der mehr als 25 Minuten pro Spiel liefern kann, existiert im Kader der Pelicans nicht.

Ein Trade scheint unabdingbar. Ingram ist im letzten Vertragsjahr und die Wahrscheinlichkeit, dass man bis zur Trade-Deadline abwartet, um BI dann für einen passenderen Spieler zu tauschen ist extrem hoch. Die Frage nach einem hochwertigen Gegenwert liegt dann alleinig daran, wie viele Titelaspiranten bis dahin nach einem Flügel wie Ingram dürsten. Glückt das Smallball-Experiment der Pelikane bis dahin aber nicht, kann man bereits deutlich abgeschlagen im Playoff-Rennen sein und eine Saison musste hergeschenkt werden, weil man in der Offseason einen passenden Trade von Ingram verpasste.

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